Besiedlung und Ersterwähnung


Besiedlung


Settlement and First Mention


Settlement


Das Mürauer Bergland gehört zum Schönhengster Land, einer Region, die sich zu beiden Seiten der alten Grenze zwischen Böhmen und Mähren erstreckt und ihren Namen vom Schönhengst, einem steilen Bergrücken, hat. Zwei Drittel des Schönhengster Landes liegen auf der Mährischen Seite. Bis zum Mittelalter waren die Höhenzüge von einem undurchdringlichen Wald bedeckt, der die Grenze zwischen den beiden Ländern schützte und nur auf schmalen Wegen kontrolliert passiert werden konnte. Nach dem Ausgleich zwischen Böhmen und Mähren wurde dieser Grenzwald besiedelt. Eine erste zögerliche Vorhut bildeten deutsche Bergleute, die an verschiedenen Stellen nach Edelmetallen schürften. Ihnen folgten im 13. Jahrhundert Siedler, die mit Unterstützung des Landesherrn vom Olmützer Bischof Bruno ins Land gerufen wurden. [Kuller 1975] Bruno stammte aus dem Hause Schaumburg im Bistum Minden und führte in Bistum Olmütz das Lehnswesen nach niedersächsischem Vorbild und das Magdeburger Stadtrecht ein. Die Stadt Müglitz führte später sein Wappen (s. rechts). Die Siedler kamen vermutlich aus Franken. Sie waren freie Bauern, bekamen eine Lahne (Hufe) Land. Die Lahne oder Hufe ist so groß, dass eine Familie davon leben kann. Sie ist also ein variables Flächenmaß, das sich nach der Qualität des Bodens richtete. Im Schönhengster Land schwankte die Lahne zwischen 120 und 150 Metzen, also zwischen 25 und 30 ha. Die Siedler brauchten je nach der Schwierigkeit der Urbarmachung 15-20 Jahre keinen Zins an den Landesherrn zu zahlen. Die Dörfer wurden planmäßig als Waldhufendörfer angelegt. Die Höfe lagen in der Nähe des Dorfbaches. Dahinter erstreckte sich das Ackerland bis zum Waldrand. So kommt es zu den typischen langen Dörfern des Schönhengster Landes, wie z.B. Rippau oder Moletein. Die Besiedlung wurde von einem so genannten Lokator organisiert, der zu Zeiten Bischof Brunos vermutlich zu den mindischen oder niedersächsischen Ministerialen, also zum niederen Adel gehörte. Der Lokator erhielt für jede 10. Lahne, die besiedelt wurde, eine zinsfreie Lahne, dazu verschiedene Sonderrechte und die niedere Gerichtsbarkeit. Er wurde daher der Richter genannt, und da das Amt erblich war, hießen die Richter bald Erbrichter und ihre Höfe Erbgerichte. Es steht zu vermuten, dass bei der planmäßigen Besiedlung kleinere slawische Vorsiedlungen integriert, übersiedelt oder assimiliert wurden, was besonders für die Orte in der Ebene angenommen werden kann. Zentrum des neu besiedelten Gebietes um Ohrnes war die Burg Mürau, die auch gleichzeitig Verwaltungssitz der gleichnamigen Herrschaft war. Die Burg wird zum ersten Mal 1266 genannt. Zum Ende des 13. Jahrhunderts dürfte die Besiedlung schon weitgehend abgeschlossen gewesen sein, denn die erste urkundliche Erwähnung der meisten Orte fällt in diese Zeit.
Aus der fruchtbare Marchebene, die wegen der einfacheren Bearbeitung schon früher besiedelt war, liegen zahlreiche alte Siedlungsspuren vor, die aber bisher für das Bergland nicht nachgewiesen wurden.



The Mürauer Bergland belongs to the Schönhengstgau, a region that extends on both sides of the old border between Bohemia and Moravia, and received its name from the Schönhengst, a steep ridge. Two-thirds of the Schönhengstgau lie on the Moravian side. Until the Middle Ages the mountain ranges were covered by an impenetrable forest, which protected the border between the two countries and could only be crossed on narrow paths, which were carefully controlled. After the peace between Bohemia and Moravia this zone was settled. A first hesitant vanguard were German miners who mined at various locations for precious metals. In the 13th century they were followed by settlers who were brought into the country by Bruno, the Bishop of Olmütz, with the support of the sovereign [Kuller 1975]. Bruno came from the house of Schaumburg in the diocese of Minden. In his diocese he installed a feudalism according to the Lower Saxon model of his homeland and the Magdeburg Law. The city Müglitz later led his coat of arms (see Fig. Right). The settlers came presumably from Franconia. They were free peasants, were given a Lahne (Hufe) of land. The Lahne is so big that a family can dwell on it. It is thus a variable square measure, which depended on the quality of the soil. In Schöngengstgau the Lahne varied between 120 and 150 Metzen, i.e. 25 to 30 ha. Depending on the difficulty of cultivation the settlers were exempted of any contribution for15-20 years. The villages have been systematically planned as ‚Waldhufen‘ villages. The farms were near the village stream. Behind the houses the farmland spread in a wide strip up to the remaining forest. These long villages became tipically for the Schönhengstgau, such as Greifendorf, Vierzughuben and as well Rippau or Moletein. The colonization was organized by a so-called locator that probably belonged to Minden or Lower Saxony ministerials, i.e. the gentry, during the period of Bishop Bruno. The locator received for each 10 Lahne that was settled, one contrubution-free Lahne, plus various special rights and the lower jurisdiction. He was therefore called the judge, and since the position was hereditary, the judges were soon called Erbrichter and their farms Erbgerichte. It stands to reason that the German settlement integrated or assimilated smaller Slavic places, what can be considered especially for the places in the March plane. Center of the newly populated area around Ohrnes was the castle Mürau which was the administrative seat of government of the same name: Dominium Mürau. The castle is mentioned for the first time 1266. At the end of the 13th century the settlement was probably already largely complete, since the first written mention of most of the places fall into that period.
From the fertile March plane, which was inhabited earlier due to the simpler handling, numerous ancient traces of settlement have been excavated, that were not (yet) detected but for the Mürauer Bergland.



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Erste Erwähnung


Das Ohrneser Erbgericht hatte eine Freiahne, also etwa 150 Metzen zinsfreies Land. Es ist daher anzunehmen, dass der Ort im Mittelalter etwa 10 besiedelte Lahne hatte, also 10 Höfe. Diese 10 Lahne werden auch 1318 in der ersten urkundlichen Erwähnung genannt „ Ochorns villa eiusdem [Conrad] habet 10 lanos et vnam tabernam.“ [Lechner 1902 und CM VII, 3, Nr. 237]. Das Lehnsregister wurde unter Bischof Konrad von Olmütz angelegt. Er war der 23. Olmützer Bischof, über den Schwoy [Schwoy 1793] schreibt: „Seine Aeltern waren gemeine Leute und sein Vaterland Bayern. Er hielt im Herbstmonath des Jahres 1318 zu Kremsier, mit Zuziehung seines säkular- und regular Klerus eine Provinzial-Synode; war ein standhafter Verttheidiger der Rechte und Freyheiten seiner Kirche; versah sie mit guten Erbaulichen Satzungen, und starb i.J. 1329.“
Für Ohrnes (Ochorns) wird zu den 10 Lahnen auch noch eine Schankwirtschaft genannt, die unzweifelhaft zu den Rechten des Erbrichters gehörte. Es ist leider nicht überliefert, ob der Erbrichter auch die Braugerechtigkeit hatte, wie auf vielen Erbgerichten üblich. Der Erbrichter konnte auch verpflichtet sein, das Bier aus anderen Brauhäusern zu beziehen. Der Moleteiner Richter hatte z.B. das Recht zu mälzen und zu brauen. Für Ohrnes käme u.a. auch das herrschaftliche Brauhaus in Mürau oder in Müglitz in Betracht. Die Schankwirtschaft hat in Ohrnes bis in die Mitte der 1950er Jahre bestanden. Zu den Einkünften des Richters gehörte auch der 3. Gerichtspfennig, also der dritte Teil der verhängten Geldstrafen.

Der Name Ohrnes


Die erste Erwähnung (1318-26) nennt den Namen „Ochorns“. Ernst Schwarz [Schwarz 1966] stellt den Ortsnamen zum mittelhochdeutschen āhorn. Er gibt als tschechischen Namen Závoř an, das „hinter dem Ahorn“ bedeutet. Es stellt zudem den Namen in die Reihe der Appellative, was aber für Ohrnes wohl kaum zutrifft, denn der Ahorn ist kein Appellativ, also eine Bezeichnung für eine Gruppe, wie Tier, Baum, Strauch, etc. Schwarz gibt weiter an, dass die Schreibweise sich schon sehr früh an die mundartliche Bezeichnung „oanes“ angeglichen hat. Er verzeichnet für das Jahr 1399 schon den Namen Ohrnes. In diesem Jahr wird dem Erbrichter von Moletein der Erbrichterbrief erneuert. Dem Moleteiner Richter war in den kriegerischen Auseinandersetzungen unter den Söhnen des verstorbenen der Markgrafen das Erbgericht mit allem Hab und Gut und dem Erbrichterbrief abgebrannt. Die Urkunde lag als einfache Abschrift des Originals im Erzbischöflichen Archiv in Kremsier, als Vinzenz Brandel den 12. Band des Codex diplomaticus et epistolarias moraviae im Jahr 1890 zusammenstellte. Es heißt in dem Erbrichterbrief, dass er u.a. auch die Freiheiten in „Ohrnes“ habe [CM, XII, 561]. Das Moleteiner Erbrichter hatte auch Recht in anderen Dörfern und so ist anzunehmen, dass diese Richter durch die Rechte des Moleteiner Richters eingeschränkt wurden. So ist ja auch das Ohrneser Erbgericht vergleichsweise klein, wenn man sich z.B. die Erbgerichte in Rippau, Chirles, Moletein und Unterheinzendorf anschaut.

© für alle Fotos: Jürgen Sturma, Minden




First Mention


The Ohrneser Erbgericht had one contribution-free Lahne, i.e. about 150 ‚Metzen‘ arable land. It can therefore be assumed that in the Middle Ages, the village had about 10 populated farms or Lahne. These 10 Lahne are also mentioned in 1318, the first mention "Ochorns villa eiusdem [Conrad] habet 10 Lanos et Vnam tabernam." [Lechner in 1902 and CM VII, 3, no. 237]. The register was created under Bishop Konrad of Olmütz. He was the 23rd Bishop of Olomouc. Schwoy [Schwoy 1793] wrote about him: "His parents were common people and his homeland Bavaria. In 1318 he organised in Kremsier a Provincial Synod, with the concurrence of his secular and regular clergy; He was a staunch defender the rights and liberties of his church; provided them with good edifying rules, and died in AD 1329."
Among the 10 Lahnen for Ohrnes also a tavern is mentioned that belonged unquestionably to the rights of Erbrichter (village judge). It is not known whether the village judge of Ohrnes also had the brewing license, as many village judges usually had. The Erbrichter could also be obliged to purchase beer from other breweries. The Moleteiner village judge had e.g. the right to malt and brew. For Ohrnes the beer could have been purchased, inter alia, also the episcopal brewery in Mürau or in Müglitz. The tavern in Ohrnes has existed until the mid-1950s. The income of the judge included the 3rd Court penny, i.e. the third part of the fines imposed.

The name ‚Ohrnes‘


The first mention (1318-26) of the village is “Ochorns". Ernst Schwarz [Schwarz 1966] associates the place name to Middle High German ‚maple‘. He quotes the Czech word ‚zăvor‘ that means “behind the maple tree“. He also associates the name to the series of appellatives, but this does hardly apply for Ohrnes, because ‚maple‘ is not an appellative, a name of a group, such as animal, tree, shrub, etc. Schwarz stated further, that the spelling has very early adapted to the dialectal name "Oanes". For the year 1399 he found already the name Ohrnes. This year the judge certificate for the village judge of Moletein will be renewed. The Moleteiner Erbgericht was burned down with all belongings as well as the certificate in the armed conflict among the sons of the deceased Earl of Moravia. The act is a simple copy of the original in the Archdiocesan Archives in Kroměříž. Vinzenz Brandel, who compiled the 12th volume of Codex diplomaticus et epistolarias Moraviae in 1890 presets this copy. It is amongst others mentioned in the certificate, that the village judge, has among others privileges as well rights in "Ohrnes" [CM, XII, 561]. It is evident that the Moleteiner village judge had privileges in other villages and so it can be assumed, that those judges were limited by the rights of Moleteiner judge. It is true the the Ohrneser Erbgericht is comparatively small if you consider e.g. the Erbgerichte in Rippau, Chirles, Moletein and Unter-Heinzendorf.

© for all photos: Jürgen Sturma, Minden